Zitat aus dem (übersetzten) Bericht der Jury:
„Christoph Thiele ist ein renommierter deutscher Mathematiker, der für seine bedeutenden Beiträge auf dem Gebiet der harmonischen Analyse bekannt ist. In seine Arbeiten hat er bahnbrechende Techniken eingeführt und langjährige Probleme gelöst. Sein Einfluss begann mit bemerkenswert originellen Arbeiten über den Satz von Carleson und die bilineare Hilbert-Transformation. Diese Arbeiten legten den Grundstein für das, was heute als fortgeschrittene Zeit-Frequenz-Analyse gilt, ein Gebiet, das er durch intensive Zusammenarbeit über viele Jahre hinweg weiter geprägt hat. Ebenso außergewöhnlich sind seine Beiträge zur Betreuung und Ausbildung von Doktorand*innen und Postdoktorand*innen. Seine einflussreiche Sommerschule, die zuerst an der UCLA und dann in Bonn etabliert wurde, wurde von anderen erfolgreich übernommen. Kürzlich hat Thiele seinen Pioniergeist unter Beweis gestellt, indem er eine Zusammenarbeit zur LEAN-Formalisierung einer umfassenden Verallgemeinerung des Carleson-Theorems initiierte. Der erfolgreiche Abschluss dieser Arbeit ist eine bahnbrechende Leistung, die als erstes großes Formalisierungsprojekt auf dem Gebiet der Analysis gilt."
Die Brouwer-Medaille ist eine alle drei Jahre verliehene Auszeichnung der Königlich Niederländischen Mathematischen Gesellschaft und der Königlich Niederländischen Akademie der Wissenschaften. Sie ist nach dem niederländischen Mathematiker L. E. J. Brouwer benannt und ist die renommierteste Auszeichnung der Niederlande im Bereich der Mathematik.
Christoph Thiele studierte Mathematik an den Universitäten Darmstadt und Bielefeld, promovierte an der Yale University und wurde an der Universität Kiel habilitiert. 1998 bis 2012 war er Professor an der University of California in Los Angeles. Seitdem ist er Hausdorff Chair an der Universität Bonn. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Salem Prize und dem Humboldt-Forschungspreis, und wurde 2002 zum internationalen Mathematikerkongress als Sprecher eingeladen. Kürzlich erhielt Christoph Thiele zusammen mit Floris van Doorn einen ERC Synergy Grant in Höhe von 6,4 Millionen Euro.