Date: 28. April 2025 - 17. Juli 2025
Place: Mathematikzentrum, Lipschitz-Saal, Endenicher Allee 60, 53115 Bonn
Organizer: Michael Friedman, Henning Heller, Hannes Junker, Rainer Kaenders und Walter Purkert
- Bernd Kawohl (Köln): Eine Geschichtsstunde zur Familie Cohn-Vossen
- Heinz Schumann (Weingarten): Klassifizierung von Polyedern nach Isomorphie
- Renate Tobies (Berlin): Felix Kleins Schule für mathematische Produktivität, ungeachtet der Nationalität, des Geschlechts und des Forschungsgebiets
- David Rowe (Mainz): Kleins Erlanger Programm: wann und wie es berühmt wurde
- Heinz Schumann (Weingarten)( Wiederholungstermin): Klassifizierung von Polyedern nach Isomorphie

Monday, April 28, 2025
16:00 - 16:30, Tea and Coffee
16:30 - 18:00, Bernd Kawohl (Köln): Eine Geschichtsstunde zur Familie Cohn-Vossen
Monday, May 12, 2025
16:00 - 16:30, Tea and Coffee
16:30 - 18:00, Heinz Schumann (Weingarten): Klassifizierung von Polyedern nach Isomorphie
Monday, June 30, 2025 (Felix Klein Colloquium)
14:00 - 14:30, Tea and Coffee
14:30 - 16:00, Renate Tobies (Berlin): Felix Kleins Schule für mathematische Produktivität, ungeachtet der Nationalität, des Geschlechts und des Forschungsgebiets
16:00 - 16:30, Tea and Coffee
16:30 - 18:00, David Rowe (Mainz): Kleins Erlanger Programm: wann und wie es berühmt wurde
Monday, July 17, 2025 (Wiederholungstermin)
16:00 - 16:30, Tea and Coffee
16:30 - 18:00, Heinz Schumann (Weingarten): Klassifizierung von Polyedern nach Isomorphie
Bernd Kawohl (Köln): Eine Geschichtsstunde zur Familie Cohn-Vossen
Das Buch von Hilbert und Cohn-Vossen über „Anschauliche Geometrie“ ist unter Mathematikern wohlbekannt. Über den Autor Stefan Cohn-Vossen weiss man hingegen nur wenig. Das liegt unter anderem daran, dass er 1933 als frisch nach Köln berufener Privatdozent seine Stelle verlor, über die Schweiz in die Sowjetunion auswanderte und dort 1936 starb. Vor gut 10 Jahren hat ihm die Kölner Uni einen Seminarraum gewidmet und dazu auch seinen 1934 geborenen Sohn Richard Cohn-Vossen und seinen Neffen Esteban Cohn-Vossen eingeladen. Details darüber findet man unter www.mi.uni-koeln.de/cohn-vossenMein Vortrag beginnt mit einer Reportage des WDR über diese Veranstaltung. Anschliessend gehe ich der Frage nach, was aus Cohn-Vossens Frau Elfriede, aus dem Sohn Richard und überhaupt aus der ganzen Familie wurde. In der Familiengeschichte spiegelt sich ein ganzes Jahrhundert deutscher Geschichte wider. Hans Lewy war 1931 Trauzeuge von Stefan und Elfriede Cohn-Vossen und emigrierte bald darauf in die USA; Richard wuchs in der Sowjetunion auf. Erst in den 50er Jahren konnte er zurück nach Deutschland, und zwar in die DDR. Wolfgang Thierse schrieb 1970 das Drehbuch zu einem Dokumentarfilm von Richard Cohn-Vossen über das Berufsbild der Mathematiker, Richards Missbiligung von Wolf Biermanns Ausbürgerung 1976 führte 1979 zu Richards Ausreise in die BRD, usw.. Zum Ende des Vortrags stelle ich drei einfach klingende aber durchaus diffizile geometrische Probleme und deren teilweise Lösungen vor, mit denen Stefan Cohn-Vossen sich in der Sowjetunion beworben hatte.
Heinz Schumann (Weingarten): Klassifizierung von Polyedern nach Isomorphie
Die Klassifizierung einer Menge von Objekten nach einer bestimmten Äquivalenzrelation schafft in ihr Űbersicht und Ordnung, so auch die Klasssifizierung von Polyeder nach Isomorphie (topologische Äquivalenz). Die im Vortrag entsprechend entwickelte Klassifizierung von 6-flächigen und 6-eckigen Polyedern benutzt nur elementare mathematische Mittel; der Eulersche Polyedersatz, Polyederkonstruktionen mittels eines dynamischen Raumgeometrie-Systems und die Gleichungslehre kommen dabei zur Anwendung. Mit einer Folgerung aus der Klassifikation schließt der Vortrag.
Die Reichhaltigkeit des Themas an Inhalt und Methoden bietet eine stoffliche Grundlage für ein innermathematisch motiviertes Projekt in der Oberstufe des Gymnasiums außerhalb des Regelunterrichts und für das Verfassen von Facharbeiten.
Renate Tobies (Berlin): Felix Kleins Schule für mathematische Produktivität, ungeachtet der Nationalität, des Geschlechts und des Forschungsgebiets
Der 23-jährige Ordinarius Felix Klein (1849-1925) schrieb erstmals an den französischen Geometer Gaston Darboux (1842-1917) über sein Ziel, „eine Schule geometrischer Produktion“ zu gründen. Kurz bevor Klein auf sein drittes Ordinariat an die Universität Leipzig wechselte, hatte er seine Ambitionen erweitert. Orientiert an Alfred Clebsch (1833-1872), wollte Klein nicht nur begabte junge Talente zur Dissertation führen, sondern ihre Karrieren auch weiter fördern. D.h. Klein sprach davon, in Leipzig eine Pflanzschule für Privatdozenten errichten zu wollen.
Diese Art von Fördern (und Fordern) war damals in Deutschland kaum verbreitet. In Berlin war es gar verpönt, wenn jemand ein Thema für eine Dissertation erbat. Der Kandidat hatte das selbst zu finden. Kooperative Arbeit wurde abgelehnt.
Felix Klein inspirierte mehr als 50 Personen, darunter auch Frauen, zu eigenen kreativen Ergebnissen. Er unterstützte junge Talente unabhängig von Nation, Religion und Geschlecht in der Bandbreite seiner Forschungsfelder. Das wird im Vortrag an ausgewählten Beispielen demonstriert.
David Rowe (Mainz): Kleins Erlanger Programm: wann und wie es berühmt wurde
Kleins Erlanger Programm von 1872 war eine Gelegenheitsarbeit, die er z.T. in Zusammenarbeit mit seinem Norwegischen Freund Sophus Lie konzipierte. Wir gehen zunächst kurz auf dessen Entstehensgeschichte ein, bevor wir einzelne Aspekte des Textes kommentieren. Dabei wird die Bedeutung von Übertragungsprinzipien in den Arbeiten von Klein und Lie hervorgehoben. Erst während der 1890er Jahren zog das Erlanger Programm internationale Aufmerksamkeit an, aber auch scharfe Kritik seitens Lies, der die Unabhängigkeit seiner Gruppentheorie von Kleins Ideen bewahren wollte. Klein antwortete diesen Angriff nicht. Als Lie schon 1899 starb, konnte Klein die Berühmtheit dieser Jugendarbeit bis zu seinem Lebensende fördern.
Heinz Schumann (Weingarten): Klassifizierung von Polyedern nach Isomorphie (Wiederholungstermin)
Die Klassifizierung einer Menge von Objekten nach einer bestimmten Äquivalenzrelation schafft in ihr Űbersicht und Ordnung, so auch die Klasssifizierung von Polyeder nach Isomorphie (topologische Äquivalenz). Die im Vortrag entsprechend entwickelte Klassifizierung von 6-flächigen und 6-eckigen Polyedern benutzt nur elementare mathematische Mittel; der Eulersche Polyedersatz, Polyederkonstruktionen mittels eines dynamischen Raumgeometrie-Systems und die Gleichungslehre kommen dabei zur Anwendung. Mit einer Folgerung aus der Klassifikation schließt der Vortrag.
Die Reichhaltigkeit des Themas an Inhalt und Methoden bietet eine stoffliche Grundlage für ein innermathematisch motiviertes Projekt in der Oberstufe des Gymnasiums außerhalb des Regelunterrichts und für das Verfassen von Facharbeiten.